Vollbremsung oder von 100 auf Null

Der unerwartete Tod meiner Katze war für mich wie eine Vollbremsung auf der Straße meines Lebens. Und wer schon einmal einen geliebten Menschen oder ein geliebtes Tier verloren hat, weiß, wie fies sich die Endgültigkeit des Todes anfühlen kann. Natürlich war und ist mir klar, dass auch Tiere irgendwann einmal sterben und gehen müssen, aber doch nicht jetzt, nicht mein geliebter Schnuffel-Puff…

Mittlerweile sind 3 Wochen vergangen, seitdem meine Katze gestorben ist. Der Schmerz über den Verlust ist etwas leichter geworden, aber das Loch in meinem Leben und in meinem Herzen ist immer noch riesengroß.

Vielleicht fragen sich manche unter euch, wie man so sehr um ein Tier trauern kann. Aber ganz ehrlich: Wenn jemand für immer gegangen ist, den du geliebt hast, jemand der mit dir gemeinsam gelebt hat, jemand Wertvolles, der deinen Alltag mitbestimmt hat, jemand, der dir morgens freudig entgegenkam und dann deinen Tag liebevoll begleitet hat und der abends, wenn der Tag vollendet war, wußte, dass jetzt die Zeit für Zärtlichkeit und Geselligkeit gekommen war…

Meine Katze und ich waren so ein Dream-Team. Jeder von uns ein wichtiger Teil für den anderen. Diese tiefe Verbundenheit mit ihr und ihr liebes, weises Wesen sind für mich einzigartig und unersetzlich. Und so wie sie mich Zeit ihres Lebens schon zu einem besseren Menschen hat werden lassen, so hilft sie mir selbst über ihren Tod hinaus dabei.

Letztendlich weil die Liebe größer und stärker ist als der Tod. Und auch jetzt, wo sie bereits 21 Tage tot ist, merke ich ihre Anwesenheit. Manchmal höre ich das leise „tapp tapp“, wenn sie die Treppe zu mir nach oben hinauf läuft. Ich spüre ihre Pfoten sanft auf meinem Körper wenn sie zu mir hoch gesprungen kommt und manchmal rieche ich ihren sauberen, weichen wie mit Perwoll gewaschenen Geruch ihres Fells, fühle die wunderschöne Weichheit ihres kleinen Körpers.

Klassisch wird man das im Trauerprozess wohl als Phase der „Verdrängung“ oder als ein „nicht-Wahr-Haben-Wollen“ bezeichnen. Für mich ist es aber eher etwas Magisches, Wundervolles und mit dem Gefühl verbunden, dass unsere Seelen unsterblich sind und nicht wirklich fort sind, wenn jemand geht.

Wenn das Leben für eine gewisse Weile zum Stillstand kommt durch eine wie auch immer geartete Vollbremsung, sollten wir nicht von uns erwarten, sofort wieder Vollgas zu geben, sondern einige Momente innehalten. Das können Tage sein, vielleicht auch Wochen. Dann können wir während des Innehaltens die Wellen unserer tiefsten Gefühle beobachten und uns damit selbst sehr nah sein. Die Traurigkeit, die Trauer braucht einen Raum zum Sein.

Langsam zieht das Gefühl der Akzeptanz in mein Leben ein. Denn wer nicht irgendwann in die Akzeptanz geht, der lernt die Lektionen des Lebens, die auch in tragischen Momenten als Geschenk verborgen liegen nicht. Sehr traurig bleibe ich aber bestimmt noch eine ganze Weile, weil ich sie trotz allem so vermisse.

Die wichtigste Lektion, die mich meine Mollie bislang lehrte ist: „Liebe das Leben, du weißt nicht wie lange es dauert, verweile immer im Augenblick und liebe dich selbst, so wie du mich geliebt hast und immer noch liebst. Liebe. liebe und nochmals liebe…“

Liebe also, was das Zeug hält, auch wenn das Leben zerbrechlich ist und manchmal echt richtig doll weh tut. Aber dafür sind wir hier: um zu lieben. So einfach ist das. Hundertprozentig.

 

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