Jemand liebt uns so sehr, dass er sein Leben für uns hingibt. Wie wundervoll und schmerzhaft zugleich ist dieser Gedanke! Wenn wir diese Worte tiefer in uns hinein sinken lassen und uns darauf einlassen, können wir beginnen, uns zu entspannen. Ja, wir werden geliebt und zwar genauso wie wir sind, mit unseren Stärken, aber vor allem auch mit unseren Schwächen. Wir dürfen so sein. Gott liebt die Menschen so sehr, dass er seinen eigenen Sohn hergibt für uns.
Und er nimmt uns mit in sein Geschehen hinein: Er zeigt uns das Leid und darin all die Hoffnung und den Sieg, der im Überwinden des Leids liegt. Das Kreuz wird in diesen Tagen vom Zeichen des Todes, des Leids und der Vernichtung zum Zeichen des Sieges. Gott hat durch den Tod den Tod zertreten und damit den Toten das Leben geschenkt. Und nicht nur das: Gott schenkt auch uns (noch) Lebenden das Leben. Immer wieder neu – an Ostern. Wir sollen aufwachen, umkehren. Und das bedeutet, uns umzuwenden, das Leben anders zu betrachten, als ein Wunder, als ein Geschenk. Nichts bleibt selbstverständlich. Jede Begegnung wird zu etwas Besonderem. Jede Geste ist durchwoben und durchtränkt von Liebe. Liebe, die eine menschliche Vorstellung davon überschreitet.
Angst bedeutet Abwesenheit von Liebe. Wenn noch Angst ist, ist man noch nicht vollkommen in der Liebe. Dann ist dort Widerstand, den es zu überwinden gilt, um sich dann voller Vertrauen in diese liebenden Arme fallenzulassen, die weder verurteilen noch richten. Ja, Gott will uns ganz, er will uns ganz auf seiner Seite wissen, weil er uns liebt. Und er ist da – immer. Auch wenn wir unsere größten Zweifel daran haben. Wenn wir erkennen, dass er da ist, löst sich die Angst. Und die Liebe erhält Einzug in unser Leben.
Die Karfreitags- und -Samstag-Stimmung war für mich von tiefem Frieden, aber auch gleichzeitig tiefer Trauer geprägt. Einer Trauer, die sein darf. Leid und Schmerz, die sich aus der Tiefe emotionaler Schichten ihren Weg an die Oberfläche bahnten. Und das, weil es endlich ruhiger um mich herum wurde, im Außen so wie im Inneren. Die Geschäftigkeit ließ nach und das Zu-Lassen begann. Alles, was da ist, darf sein, weil wir genauso geliebt werden.
Doch am Ende dieser Woche, dieses Weges liegt Freude. Freude am Leben zu sein und an der Schöpfung Gottes teilzuhaben. Auferstehung! Wir dürfen uns freuen und das Leben bejahen. Wenn wir den Anfang und das Ende dessen betrachten, geht es im Wesentlichen doch darum, dass wir glücklich sind. Wir sind Gottes geliebte Kinder! Manchmal passieren vielleicht Dinge und Ereignisse, die nicht unseren Regeln und Vorstellungen entsprechen. Aber auch diese Geschehnisse sind gesegnet. Egal, ob es sich hierbei um von uns positiv oder negativ Empfundenes handelt. Ich denke, sie sind weder Sünde noch Strafe, sondern Lektionen des großen Lehrmeisters des Lebens. Aber sie fordern uns auf, zu Gott und damit zur Liebe zurück zu finden.
Unser Leben ist so kurz bemessen und es vergeht letztlich so schnell, egal ob wir in jungen Jahren gehen müssen oder erst hoch betagt. In den Tagen der Karwoche dürfen und sollen wir alles loslassen, worunter wir leiden, damit der Herr uns mit in seine Auferstehung hineinnehmen kann. Nur wer sein Leben ganz loslässt, wird es gewinnen. Gott reinigt unsere Gedanken und Gefühle. Wir werden freier von Egozentrischem, dafür tiefer im Selbst verankert. In aller Freiheit, in allem Glanz, in aller Liebe. Es ist Ostern.
Christus ist auferstanden. Wahrhaft er ist auferstanden!
Kommentar verfassen